Eine stark gefährdete Blüten-Schönheit
Text: Karin Bechstein / Zeichnung: Carmen Decker
Wir kennen die Schachbrettblume meist aus Ziergärten, denn natürliche Vorkommen sind in Deutschland selten geworden. Doch an den wenigen Standorten wie in der Unteren Seeveniederung in Landkreis Harburg in Niedersachsen oder im Spessart am Sinn, einem Zufluss zum Main, können wir die Schachbrettblume manchmal sogar in Massen beobachten. Aber Vorsicht! Das heißt nicht, daß diese filigranen Blüten nicht gefährdet sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) gehört zur Familie der Liliengewächse. Sie wird etwa 30 cm hoch. An einem schlanken Stängel befinden sich wenige schmale, graugrüne Laubblätter. Die glockenförmigen Blüten erscheinen einzeln oder paarweise zur Hauptblütezeit im April oder Mai. Typisch für diese Pflanze ist ihr charakteristisches Schachbrettmuster aus helleren und dunkleren Flecken. Sie enthält in allen Teilen Alkaloide (Imperialin), die zu Erbrechen und Kreislaufbeschwerden führen können.
Ihr Lebensraum war und ist durch Trockenlegung und Düngung von Feuchtwiesen sowie durch die Mahd der Wiesen vor der Samenreife der Pflanzen gefährdet. Die Pflanze war bereits 1993 zur „Blume des Jahres“ gewählt worden.
Mittlerweile ist Fritillaria meleagris so vom Aussterben bedroht wie nie zuvor: Vielfach sind Bienen und Hummeln, vor allem die Erdhummel (Bombus terrestris) für die Bestäubung zuständig. Und Hummeln leiden – wie viele andere Insekten auch – unter der Wirkung der neuen Generation von Schädlingsbekämpfungsmitteln, der Neonicotinoide. Das sind starke Nervengifte. Unter ihrem Einfluss entwickeln sich z.B. in den kleinen Hummelvölkern weniger Königinnen. Und so verschwinden irgendwann beide: Pflanze und Bestäuber.
Die Schachbrettblumen vermehren sich außer über ihre Samen auch durch Brutzwiebeln. Wer es selber probieren möchte: Der Boden sollte feucht bis nass, nicht sehr nährstoffreich und neutral bis leicht sauer sein. Auch zeitweise Überschwemmungen werden vertragen. (Feuchtwiesen, Flussauen, Moore). Wenn sie dann blühen, im April oder Mai staune ich immer wieder ehrfurchtsvoll vor dieser außergewöhnliche Blüten-Schönheit: So etwas kann nur die Natur hervorbringen.
Dieser Artikel erschien erstmals im Lavendelo Ausgabe 2.